Lesung und Diskussion mit der Ökonomin Dr. Judith Dellheim zum ÖPNV am 29.03.2023 um 19:00 Uhr im Willi Brandt-Forum, Wismarsche Straße 152, Schwerin.
Inwiefern und unter welchen Bedingungen kann die Forderung nach einem ÖPNV zum Nulltarif helfen, demokratisch und solidarisch soziale, ökologische und globale Probleme gerecht und nachhaltig zu lösen?
In vielen Ländern der Welt, auch in Mitgliedsländern der Europäischen Union wie in Deutschland, gilt heute noch für die Repräsentant*innen des Volkes, die Abgeordneten des Europäischen Parlaments oder des Deutschen Bundestags: Freie Fahrt im öffentlichen Verkehr (der Deutschen Bahn), Erste Klasse. Dies ist ihnen seit einigen Jahren auch für private Zwecke erlaubt. Wie es immer so ist mit Privilegien für die Wenigen: Sie gehören abgeschafft, indem sie verallgemeinert werden – als Freiheiten des gemeinen Volkes. Die Revolten in Montreal 1975 (Prince 2018) und vor allem in Brasilien 2013, in Frankreich 2018 und in Chile 2019 wurden keineswegs zufällig von der Erhöhung der Fahr- oder Benzinpreise ausgelöst. Die Menschen sahen, dass die Freiheit der Bewegung zum Luxus der Wenigen wurde.
Gegenthese: Was nichts kostet, ist nichts wert.
Wien und Tallinn setzen – unter unterschiedlichen Voraussetzungen – auf einen Euro pro Tag für jeden Nutzer.
Die Schweriner Stadtvertretung hat Nulltarif für Schüler der Klassen Sieben bis Zehn beschlossen, die Unterstufe könnte folgen.
Die BürgerInitiative Freifahrt.Jetzt.Schwerin setzt auf einen solidarisch finanzierten ÖPNV und rechnet mit etwa 11.-€ von jedem Bürger.
Die Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag ein Regionalticket für 29,-€ formuliert, wartet aber bei der Realisierung noch ab, die „Chaos-hauptstadt Berlin“ hat ein solches, allerdings ohne das natürliche Umland Brandenburg.
Die von Michael Brie und Dr. Judith Dellheim herausgegebene Broschüre mit Fachtexten von zehn internationalen Autoren Nulltarif. Luxus des Öffentlichen im Verkehr: Widersprüchlicher Fortschritt einer Idee im ÖPNV“ erschien 2020, kurz nach dem ersten Lockdown. Und kurz vor dessen Beginn hatte Luxemburg den Nulltarif für den gesamten öffentlichen Verkehr innerhalb seiner Landesgrenzen eingeführt. Zu den Folgen der Pandemie gehört, dass erste Luxemburger Erfahrungen nicht wie erhofft gesammelt, ausgewertet und diskutiert werden konnten.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem BUND Schwerin statt.
